arbeiten 4-4-4-8 (at)
Du liegst auf einem Kissen aus Porzellan und erzählst von einem Traum: Du hast von einer Ausstellung geträumt, bei der du Kissen aus Porzellan gesehen hast. Sie sahen weich aus und erst auf den zweiten Blick hast du erkannt, dass es Keramiken sind. Du erzählst, dass du aufgewacht bist und dich tierisch geärgert hast, weil du nicht selbst auf die Idee gekommen bist. Vielleicht wäre das diese eine Idee gewesen, die dich berühmt macht. Dann fällt dir auf, dass es nur ein Traum war. Du freust dich und wirst genau diese Kissen später in deinem Porzellankurs an der VHS modellieren. Du wirst bei deiner Rechereche herausfinden, dass es Kissen aus Porzellan wirklich gegeben hat: in China hat man sie um 500??? n >Chr. verwendet, damit beim Schlafen die kunstvollen Hochsteckfrisuren nicht kaputt gehen. Und dann erzählst du noch immer auf dem Kissen liegend, über die Schwierigkeiten beim Modellieren der Kissen. Dass du dir heute extra für diesen Moment auf deinem Kissen aus Porzellan eine kunstvolle Hochsteckfrisur machen lassen hast. Und darüber dass Porzellan als Material auch nach dem Brennen immer weiter arbeitet.
Heute Abend saßen wir unter deinem Tisch. Eine dritte Person hatte kurz davor beim Abendessen die magischen Worte gesagt: Ene mene jibberisch, wir essen ab jetzt unterm Küchentisch. hex hex. Du wirst mich später fragen, ob ich finde, dass das etwas mit meinem Beruf als Schauspieler zu tun hat. Und schon folgt der nächste Zauberspruch, die nächste Regieanweisung dieses Menschen, für den du sorgst: Ene mene pärz, alle laufen jetzt rückwärts. hex hex. Also bewegen wir uns rückwärts, ich gehe rückwärts durch die Tür durch die ich vor anderthalb Stunden gekommen bin und ihr folgt mir. Dabei denke ich kurz an Schrumpfung, an die Umkehrung von Produktion. Ein Rückwärtslaufen vom Produkt zu den Rohstoffen. Mittlerweile sind wir schon durch die Haustür gegangen und stehen auf Socken auf der Straße. Und ich denke an eine Rolle, die ich mal gespielt habe, die ich mal “gearbeitet” habe: Oskar Schell, der in “Extrem Laut und Unglaublich nah” auch darüber nachdenkt, was es bedeutet, wenn alles rückwärtsliefe. Und in diesem Moment kommt mir alles ganz wunderbar verwebt vor: meine Arbeit als Schauspieler, die Idee einer schrumpfenden Wirtschaft, und das Rückwärtslaufen gerade in diesem Moment als Teil meiner Sorgearbeit. Und ich denke genau so muss unsere Performance werden
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Jetzt könnte dort an der Pommes Bude so ein Gespräch stattfinden, dass ich mal in der Bahn belauscht habe zwischen einer Verkäuferin von Reibekuchen und ihrer Freundin. Statt den Reibekuchen, reden die über Pommes. Vielleicht ist das auch gut, wegen des Datenschutzes.
F sagt dann sowas wie: Ich werde dieses Jahr zum letzten Mal P im Freibad verkaufen. Es ist mir zu kompliziert geworden. Du glaubst es nicht?
Ich darf keine Plastiktüten mehr rausgeben. Da wohnt eine um die Ecke und will ein paar P zu Hause essen und ich kann die nicht einpacken. Die Tüte hielt ja die Wärme ganz gut und schützte die P.
Also die Holzgabeln waren schon 2019. Da fragten die Kund*innen schon, was is` dat denn?
Iss mal die fettigen P mit Soße mit so ner Gabel.
Jetzt dürfen wir auch nur Öko-Servietten rausgeben. Früher konnte ich immer ein paar mehr dazu geben, das geht jetzt aber nicht mehr. Und die saugen ja nichts auf.
Ich versuche jetzt eine Plexiglasscheibe zu montieren, damit ich nicht die ga
nze Zeit mit ner Maske braten muss. Keine Ahnung ob das geht, oder ob die die ganze Zeit beschlägt. Unten lass ich dann so einen Schlitz, da gebe ich die P durch. Das ist vom Gesundheitsamt vorgegeben.
Arbeit zieht sich durch unser Leben, wie ein Faden durch einen gewebten Teppich. Mal ganz sichtbar und Ton angebend, mal unsichtbar und von anderen Schichten, anderen Narrativen, anderen Fäden überlagert.
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